Zu Beginn der Woche haben wir von Ingmar Binder und seinem hervorragenden 3ten Platz in seiner AK beim Ironman Canada in Whistler Mountain berichtet. Hawaii Quali inklusive. Wie er seinen Wettkampf erlebt habt, dass erfahrt ihr hier in seinem Bericht dazu.
„Wir sind bereits 9 Tage vorher nach Whistler Kanada angereist. Damit hatte ich noch genügend Zeit, auf der Wettkampfstrecke ein paar Runden zu drehen. Im Gegensatz zum IM Frankfurt war ich im Vorfeld richtig entspannt. Ziel war einfach, nochmal einen schönen Wettkampf zu haben, ganz ohne Gedanken nach Zeiten und Hawaii- Quali.
Da der IM in Whistler das erste Mal ausgetragen wurde, hatte ich überhaupt keinen Anhaltspunkt, welche Zeiten so machbar sind… War ganz gut so. Die Radstrecke ist sehr wellig bis bergig, es gibt aber auch einen ca. 50 km langen topfebenen Abschnitt. Trotzdem kommt man auf 2200hm ( haben andere Athleten mit GPS gemessen).
Am WK Tag bin ich schon um 3 Uhr aufgestanden und habe sehr gut geschlafen. Endlich war der Tag nun da und die Nervosität ist auch langsam gekommen. Es ist so eine Mischung aus Selbstzweifel und Vorfreude. Egal, ich hatte mir ja keine Zeiten gesetzt, somit konnte ja auch nichts schief gehen. Wir sind also direkt im Ort erstmal „beschriftet“ worden. Das habe ich auch schon lange nicht mehr erlebt. War richtig retro! Dann sind wir im Dunkeln zum Start gefahren worden. Rad und Verpflegung noch klar gemacht und dann ist auch schon langsam die Sonne aufgegangen. Es war noch ein leichter Nebel über dem See und im Hintergrund lagen die schneebedeckten Berge. Eine Traum-Kulissen mit Gänsehautgarantie!Ab ins Wasser, eingeschwommen und dann ging es auch schon los. Ich hatte ein wenig Angst vor dem Massenstart, habe mich deshalb etwas auf der Seite aufgehalten. Startschuss und los. Im Vergleich zu Frankfurt war es ein sehr gesittetes Schwimmen, ich habe keine Schläge abbekommen und ich hatte den Eindruck, dass alle Rücksicht nahmen. Ich habe mir schnell einen Vordermann gesucht, dem ich fast die ganze Strecke folgen konnte. Bei den Wenden hatte ich zwar immer einen größeren Bogen geschwommen, wollte halt nicht in den Waschmaschine geraten. Nach 1:06h aus dem Wasser (Strecke war ca. 300m länger – gemessen von Athleten mit GPS). Kampf mit dem Neo und dann rauf aufs Rad.
Es ging gleich mit ein paar Anstiegen los. Ich habe mich aber so gefühlt, als ob ich eine Kurzdistanz fahre würde. Schön Druck aufs Rad bekommen und konnte den Druck auch halten. Es hat sich gut angefühlt – wenn man will.. dann Druck machen… wenn nicht, dann einfach schön rollen lassen. Vom Gefühl her lagen da Welten zu Frankfurt. Ich habe am Rad auch erst gegessen, als ich einen schönen Tritt hatte. Die ersten 100 km waren bergig bis wellig, waren schwer, lagen mir aber. Danach kamen 50 km bretteben. Da habe ich mich richtig zurück gehalten… hat sich wie eine GA1 Ausfahrt angefühlt. Ich wusste ja, dass danach noch 35 km bergauf kommen. Also Körner gespart, reichlich gegessen und mental schon auf die finalen 35 km bergauf gefreut. Diese gingen dann auch noch richtig gut, wobei ich mich immer gebremst habe, damit ich nicht überzocke. Nur die letzten 5km habe ich nochmal richtig Gas gegeben, weil ein riesiger Pulk vor mir war und ich nicht mit all den Jungs in die Wechselzone einrollen wollte. Also alle noch schnell überholt und mit doch gewissem Abstand in die Wechselzone und raus auf die Laufstecke.
Die Beine waren von Anfang an noch frisch ( auch hier kein Vergleich zu Frankfurt) und ich habe versucht, das Tempo hoch zu halten. Die Jungs von Hannes haben mich richtig angefeuert und ich habe nach einiger Zeit gemerkt, das mich keiner überholt. Das ist für mich immer das Zeichen, dass ich gut unterwegs bin. Im Gegenteil, ich habe langsam andere überholt und war dann auch noch an der 5. Frau dran. Mit ihr bin ich dann so ca. 30 km gelaufen bis ich sie dann überholt hatte. Die Laufstrecke hatte es in sich, es ging immer auf und ab (300 hm). Kaum ein Stück, das gerade war. Bei 15 km habe ich dann Probleme mit meinen Vorderfuß bekommen… Stechender Schmerz.. Nerv eingeklemmt… Egal, mein Motto war: erst stehen bleiben, wenn was versagt. Mit den Schmerzen konnte ich umgehen und wenn ich schön über Mittel/Vorderfuß gelaufen bin, war es auch fast Ok. Ich habe schön regelmäßig getrunken und konnte auch einiges essen. Aber nach 30 km war dann doch die Luft raus. Da ich die Zeit nicht gestoppt habe, wusste ich nicht genau, wie meine Zeiten war. Ich habe dann über Tim (Hannes Tours) mitbekommen, dass ich noch unter 10h kommen kann. Ab da konnte ich auf einmal nochmal Gas geben. Endzeit dann 9:58h. Meine Frau hat mich im Ziel empfangen und war wahrscheinlich noch glücklicher als ich. Ich hatte zu der Zeit keine Ahnung, welche Platzierung ich hatte. Ich habe so mit Platz 20 in der Ak gerechnet. Als ich ins Hotel ging zum Duschen, habe ich im Internet dann die Platzierung gesehen. Mich hat es fast umgehauen.
Alles in Allem war es ein perfekter Tag!
Auch die Tage danach hatte ich kam einen Muskelkater und konnte ohne Probleme Treppen steigen (nach Frankfurt konnte ich eineinhalb Wochen nicht Rad fahren).
Hawaii istjetzt die Belohnung für die Mühen und ich freue mich schon darauf. Schade ist nur, das meine Frau und Tochter wegen Schule und Arbeit nicht mitkommen können.
Besten Danke auch an Dich Matthias, für deine tolle Vorbereitung und Unterstützung.“
Ingmar Binder