Wie schon Anfang Oktober berichtet erwischte Nancy Nöske zu ihrem Saisonabschluss beim Challenge in Barcelona einen glänzenden Tag und erzielte mit Rang 2 in Ihrer Altersklasse ein glänzendes Ergebnis.
Wie sie den Wettkampf in Barcelona erlebt hat, das könnt ihr hier in Ihrem Wettkampfbericht lesen:
„Callenge Barcelona 2013
Vorab gleich ein Riesenkompliment an die Challenge-Veranstaltung. Nachdem ich in den letzten Jahren entweder an Ironman-Rennen oder an Langdistanzen auf deutschem Boden teilnahm, war dies eine ganz besonders positive Erfahrung für mich. Die Zukunft heißt: pro Challenge.
Zum Rennen: Zur Abwechslung habe ich mich mal dazu entschieden, nicht allein durch die Welt zu reisen. Mama und eine besonders liebe Freundin sollten mich auf dem Abenteuer Barcelona begleiten, was sich als sehr glückliche Maßnahme erwies. Alles ist so viel leichter und schöner, wenn man es teilen kann.
Die Zeit um die Challenge herum war sicherlich etwas sehr knapp berechnet -Flug, lange Autofahrt zum Hotel, Check-In, kurze Nacht, Radaufbau, letztes Training, Anmeldung, Briefing, Rad-Check-In und wieder schnell schlafen, das Rennen, Nacht ohne Schlaf, lange Autofahrt, Rückflug. Dennoch fühlte ich mich gut und in keinster Weise unter Druck.
Sonntag. Unser Wecker klingelte um sechs, für eine Langdistanz sehr entspannend. Die üblichen Ritualen wie duschen, Henkersmalzeit und die Fahrt zur Wechselzone vergingen wie im Fluge. Letzter Check von Rad, Bike-and-Run-Beutel, in den Neo schlüpfen und „kurzer“ Spaziergang mit meinen beiden Fans zum Schwimmstart. Kurzes Einschwimmen – oh ja, das Schwimmen wird hart werden, das war hier schon zu spüren.
Meine Nerven lagen blank, lange war ich nicht mehr so aufgeregt vor einem Rennen. Immerhin war dies der dritte Anlauf , um eine Langdistanz zu finishen und genau das war auch mein Ziel: ein finish!
Gestartet wurde in Wellen, was ich bis hier noch nicht kannte, was aber wesentlich angenehmer ist, als mit 2000 Gleichgesinnten um jeden Zentimeter Platz kämpfen zu müssen.
Endlich der Startschuß, auf geht’s. Erstmal 200m raus auf’s Meer. Naja, bis hierher ging es irgendwie. Nun rechts und parallel zum Strand. Ich war ja einiges gewohnt – Geprügel, Tritte, meterhohe Wellen, Feuerfische … aber das hier war neu. Ich hatte das Gefühl, die See macht mit uns, was sie wollte. Wirkliche Wellen gab es hier nicht, aber irgendetwas zog, schob und drückte uns ständig von der eigentlichen Route. Die Wendeboje um 60-70m verpaßt, kostete dann nochmal extra Weg (Geringer Trost: nicht nur mir, sondern allen). Nach 1:26 h und ca 5 Schwimmkilometern verließ ich endlich die flüssige Hölle. Wir erfuhren dann später, daß es unberechenbare Unterströmungen waren, die uns das Leben erschwerten. Das hat dann mal ordentlich Körner gekostet.
Nach einem ruhigem Wechsel dann ab auf’s Rad. 3 km mit gefühlten 673 90-Grad-Kurven kamen mir da einfach mal entgegen. Ich nutzte die ersten Minuten zum lockeren Einrollen. Ab hier dann das, was ich ganz gut kann -radeln. Kurzes Horchen: wie geht es den Beinen? Beine an Athlet 202:“Wir geben Gas, denken aber daran, daß wir später noch joggen müssen“. Die Radstrecke bestand aus zwei großen und einer kleinen Wendepunktstrecke. Erste Versorgung nach 16 km, zweite nach 32 km (so dachte ich). Falsch. Getränke waren zum Wendepunkt leer, aber nix von einer Versorgungstelle in Sicht. Prima aufgepaßt! Bereits auf Dehydrierung eingestellt und in Gedanken meinen Kollegen die Trinkflaschen hinterm Sattel klauend, kam dann nach 45 km doch noch Erlösung. Danke, danke, danke. Und beim nächsten Mal sehe ich mir dann auch den Streckenplan der Radstrecke vor dem Start mal an. Alles wieder nach Plan. Meine alte Lady rollte zügig weiter. Nach 60 km überholte ich die erste Profi-Frau. Ja, das fühlte sich gut an, spornte an. Durchweg fühlte ich mich super auf dem Rad. Dann km 170. Der Alptraum einer jeden Radausfahrt -Land unter mit Regen aus Eimern. Wow, ab hier dann drei Gänge runterschalten. Was man hier nicht braucht, ist ein Sturz. Besonders schwer waren dann nochmal die letzten engen Passagen, nochmals einen Gang runter. Das letzte Stück fühlte sich an wie eine Ewigkeit. Trotz allem kam ich mit persönlicher Radbestzeit und neuntbester Tageszeit der Frauen, inkl. Profis, nach 5:11 h zum Wechsel.
Lockeres Umkleiden und raus aus dem Zelt zur Laufstrecke. Huch, falscher Ausgang. Jut, dann jibbet es eben ne Extrarunde um alle Run-Bike-Beutel.
Wie immer waren die ersten 3-4 km etwas zu zügig. Mein Kopf und die Vernunft beruhigten mich aber schnell: „Du willst sicher finishen, Nancy, mach ruhiger, die Endzeit ist nicht wirklich wichtig“. Die Laufstrecke bestand aus vier Wendepunktstrecken, ziemlich leicht zu laufen, so fand ich. Runde eins war super leicht, wäre schön, es bliebe so. Ich freute mich wahnsinnig, neben meinen Begleitern weitere bekannte Gesichter zu sehen, die zum Teil extra für mich angereist sind. Schön! Runde zwei war dann schon etwas schwieriger. Beinen und Kopf ging es gut, das Tagesproblem sollten dann die Arme werden. Heiliger Trizeps, wat taten die weh. Nach 15 km der erste Stop und die Ärmchen mal ordentlich strecken, das tat gut. Weiter, gleich sehe ich wieder meine Lieben… Ab Runde drei pochte ein bestimmter Satz in mir: „Irgendwann endet jeder Schmerz!“ und das war dann auch mein Motto für den Rest des Weges. Letzte Runde, die letzten 10 km. Endlich meldete sich dann auch das Knie, aber alles im Rahmen des Erträglichen. Immerhin ist dies hier eine Langdistanz, da dürfen diverse Körperteile schon mal meckern. Meter für Meter rockte ich das bissel Reststrecke und dann, ja woher kam’s, war für die letzten 1500 m noch so viel Saft über, daß ich gefühlt ins Ziel sprintete. DAS kann mir keiner mehr nehmen! Ich konnte abwechselnd nur schreien und weinen vor Glück. So cool!! Happy und mit 10:27 h stand ich im Ziel.
A Love is born! – Challenge.“
Nancy Nöske