Der Ironman 70.3 war für Simone Brändli der Einstieg in die neue Saison und ein überaus erfolgreicher dazu. In der Frauenkonkurrenz belegte sie Rang 3 und hatte während dem Wettkampf mit einigen Widrigkeiten zu kämpfen. Mehr dazu erfahrt Ihr in Ihrem Rennbericht:
Bild: Ironman Südafrika 2013
Im Januar einen ersten Wettkampf zu absolvieren, ist an sich schon eine grosse Herausforderung für eine Schweizerin, die sich mit Profis messen muss, die sich in wärmeren Gegenden aufhalten und voll aus dem Sommer und in Hochform antreten. Ich hatte nach dem Ironman Florida im November und Dezember eine kurze „Off Season“ eingelegt, mit viel Arbeitsstress. Kaum mit dem Training wieder begonnen, hat mich eine starke, hartnäckige Erkältung gut 3 Wochen zurückgebunden. So reiste ich nicht gerade in Topform nach East London, an den 70.3 Südafrika. Hier durfte ich mich immerhin mit der Weltmeisterin auf dieser Distanz messen!
Den Schwimmstart verpasste ich grandios. Ich war zwar wirklich gut aufgewärmt und konzentriert an der Startlinie, doch irgendwie schaffte ich es, innert 5sec die letzte des Pro’-Feldes zu sein, die sich in die kalten Wellen stürzte. Mein zuschauender Vater meinte im Nachhinein, „es sah aus, als würdest du in Zeitlupe reinrennen, während alle anderen mit Lichtgeschwindigkeit vorbeiziehen, innert Sekunden warst du mit Abstand die Letzte“. Ich kann mir nicht erklären, wie das ging, sprintete ich doch so schnell ich konnte über den Sand?! Mal im Wasser, konnte ich dann zwar erfreulich gut loslegen, doch musste ich mich von ganz hinten voran kämpfen und schaffte es nur in die 3. Gruppe. Die ersten zwei musste ich weit entfernt ziehen lassen. Zu allem Übel crawlten wir dann auch noch in grossem Bogen von der Ideallinie entfernt durch das Meer, bis ein Boot uns wieder „zurecht–winkte“. Einmal mehr habe ich so gut 150-200m mehr als gewünscht zurückgelegt und einiges an Zeit eingebüsst. Das Openwater-Schwimmen sollte eben auch geübt sein, auch im Januar!
Die Radstrecke war mit 1327 Höhenmeter auf 90km sehr anspruchsvoll, was mir jedoch angesichts meiner „Diesel-Qualität“ und der Tatsache, dass ich auf der Langdistanz eigentlich stärker bin, zu Gute kam. Meine Watt-Werte waren absolut lausig, als ich losfuhr (und blieben es), doch schien ich meine 3. Position halten zu können. Nach etwa 10km ging es auf die gesperrte Autobahn, auf der einen Doppelspur raus, zurück auf der anderen. Doch fand ich mich fehlgeleitet zusammen mit einigen Pro’Männern und dem Medienmotorrad (!) auf der falschen Seite. Irgendwann bremste uns ein Race-Auto und zeigte auf die andere Seite, 15m Böschung (ca. 15% Steigung) und eine Leitplanke trennten uns davon. Da hiess es Rad schultern und hochkrackzeln. Soviel zu den „Pleiten Pech und Pannen“, dachte ich und fuhr ab diesem Zeitpunkt an Position 3-5 weiter (von 2 Ladies eingeholt). 1km vor dem Wendepunkt, sah ich auf der anderen Seite Jodie Swallow, die Leaderin, entgegenfahren. Gar nicht schlecht, dachte ich, nur 2km (+1 Turnaround-Rampe) entfernt und fuhr guten Mutes zügig voran, liess die anderen Damen hinter mir und sicherte mir so Position 3. Kaum vom Highway runter gab es wieder zwei Varianten zu fahren, keine beschriftet und keine Helfer sichtbar. Zwar hatte ich die Strecke tags zuvor mit dem Auto abgefahren, doch bei Linksverkehr und ohne Strassensperren, sah alles anders aus. Unter Beifall der Zuschauer bog ich mal auf gut Glück rechts ab, ein Jury-Motorrad vor mir. Als dieser anhielt um eine Pinkelpause zu machen, meinte er nur kurz „you are wrong“. Es war zwar nur ein kurzer Abstecher aber von da an bis zur Wechselzone war ich derart alleine auf den Strassen, dass ich keine Ahnung hatte, ob ich überhaupt noch auf der Rennstrecke bin. Zum Glück stimmte es von da an wieder und ich fand mich als 3. Frau in der Wechselzone, aber dicht gefolgt von einem Pulk Konkurrentinnen.
Mein Motto auf dem kommenden Halbmarathon war demzufolge „don’t make it count“ oder „kein wenn und aber“. Ich nahm mir fest vor, dass all die Patzer im Ziel nicht massgeblich sein sollten. Es sollte auf diese vergebenen Sekunden und Minuten nicht ankommen. Und das ist mir gelungen. Ich lief den mit 300 Höhenmetern happigen Halbmarathon in 1h26min mit der zweitschnellsten Tageszeit und konnte strahlend als 3. ins Ziel laufen, nur 5min hinter der Weltmeisterin. Und das im Januar! J Der Tag war gerettet! Kein Wenn und Aber zählte mehr!
Simone Brändli