Die erste Langdistanz ist immer ein ganz besonderer Wettkampf. Erst einmal das umfangreiche Training und der Verzicht auf andere Dinge, dann die Ungewissheit, ob man dieser Distanz gewachsen ist, die einem bis kurz vor dem Start verfolgt. Für Ralf Pultar sollte in diesem Jahr der Ostseeman den Traum von der allerersten Langdistanz erfüllen. Darauf wurde alles abgestimmt, darauf wurde fokussiert und die Form war da. Doch es kam anders. Nach gutem Schwimmen folgte am Rad schnell Platfüße, die das Rennen abrupt beendeten. Aus der Traum?
Nein, nach kurzer mentaler Aufbauarbeit besprachen Ralf und Matthias kurzerhand Ersatz für den Wettkampf zu suchen und mit dem Cologne 226 ein paar Wochen später war dieser auch schnell gefunden. Beim zweiten Anlauf wurde dann alles gut. Die Form war nach wie vor gut, das Material hat gehalten und Ralf konnte sich seinem Traum von seinem ersten „Ironman“ wahr machen.
Ralf wir gartulieren Dir herzlich zu Deinem Erfolg!
Wie es Ralf ergangen ist, erfahrt ihr hier:
Mein Erlebnisbericht müsste eigentlich mit dem ersten Trainingsplan von dir beginnen. Der Begriff „Ironman“ war bis Köln immer nur ein Gedanke, eine Vorstellung, etwas was weit entfernt war.
Als ich dann den Plan für die ersten Wochen in der Hand gehalten habe, fühlte sich irgendwie alles ganz echt an, besonders der Muskelkater danach.
Bis zum längsten Tag gab es ne Menge Trainingseinheiten, viele Momente die nicht so funktioniert haben wie sie eigentlich sollten. Es gab Zweifel an dem was bevor stand. Es gab ne Menge Absagen an Freunde weil ich „wieder“ keine Zeit hatte aufgrund von Training.
Es gab viele Tage wo ich nicht wusste wie ich meinen Haushalt auf der Kette kriegen sollte, die ganzen Kleinigkeiten die sonst auch anfallen. 🙂
Ich wollte ursprünglich schon beim Ostseemann in Glücksburg die LD absolvieren. Besonderen Respekt (eigentlich eher Angst oder Panik) hatte ich vor der Schwimmeinheit, habe mich im Vorfeld nur darauf konzentriert und dachte alles Weitere rollt von alleine. Während des Schwimmens merkte ich, dass es gut läuft und dass ich aufjedenfall gut aus dem Wasser kommen werde. Nachdem ich aus dem Wasser draussen war, dachte ich, ich bin durch und habe es geschafft. Kurze Zeit später bin ich aufgrund der Witterungsverhältnisse bei der Radeinheit wegen Reifenschaden ausgefallen.
Ich habe alles für diesen einen Tag gegeben. Zeit, Schmerzen, Tränen, Absagen an Freunde, einfach alles.
Die Klamotten, die ich dort bekommen habe, den Rucksack und das T-shirt habe beides nicht an nehmen können und es dort liegenlassen.
Die ganze Anspannung und dann ausgeschieden. Das war ein emotionaler Moment der heute noch weh tut.
Die Tage danach waren besonders schlimm. Ich bin froh gute Freunde zu haben, die haben mich wieder aufgebaut haben. Ich wollte unbedingt ans Ziel kommen… Matthias und ich haben dann vereinbart, dass ich in Köln starte. Dafür wieder Spannung aufzubauen ist echt die Hölle. Bis zum Start war ich damit beschäftigt mir zu überlegen wieviel Ersatzschläuche mein Bike vertragen kann. Ich war skeptisch und vorsichtig optimistisch.
In Köln war es ein schwimmender Start, wir haben im Wasser auf den Startschuss gewartet. Das Schwimmen verlief gut, die Angst davor habe ich verloren und habe sogar beim Schwimmen andere Teilnehmer überholt.:)
Ich habe in der Wechselzone zur Radeinheit mir Zeit gelassen und wollte sichergehen dass auch bloß alles in Ordnung ist.
Während der Radeinheit hatte ich einen Schreckmoment. Ich hörte dass aus meinem hinteren Laufrad Luft entwich und ich dachte schei… Alle bis dahin gefühlten Schmerzen waren plötzlich weg. Gott sei Dank war es nur Fehlarlarm und ich habe mir ab da geschworen nicht mehr über meinen Hintern zu jammern. 🙂
Natürlich haben mich zwischenzeitlich auch mal die Wettkampfschiedsrichter aus dem Rennen genommen weil meine Nummer unterm Trikot gerutscht ist und sie dachten ich gehöre nicht dahin wobei ich natürlich auch noch ne Startnummer an der Sattelstange hatte aber die wurde erfolgreich übersehen. Das treibt den Blutdruck schon mal hoch…
Ich war dann heilfroh endlich das Fahrrad nach 180 km abstellen zu dürfen weil mein Gesäss…
Im Gegensatz zu anderen Startern denen man den Schmerz bei Wechsel ansehen konnte verlief es bei mir ganz gut. Hatte keine Schmerzen, habe zwar etwas gebraucht, bis ich ordentlich im Tritt war aber das war in Ordnung.
Beim Laufen habe ich Starter erlebt, die am krampfen waren, dank der guten Ernährung die echt wichtig ist.
Mit der Zeit wurde mich klar, dass ich es schaffe, das ist ein unbeschreiblicher Moment. Man läuft in den Sonnenuntergang hinein und es wurde mir bewusst, ich absolviere gerade einen Ironman. Es gab ne Gänsehaut und ich glaube ich hatte hin und wieder mal was im Auge gehabt. 🙂
Weil es ja drei Laufrunden waren und ich dadurch auch das Ziel mit den Zuschauern gesehen habe, habe ich mich besonders auf meinen Zieleinlauf gefreut.
Nachdem es dann auch dunkel war und ich die letzten Meter zum Ziel hatte, habe ich nochmal meinen Einteiler zurecht gerückt und mich total auf diesen Zieleinlauf gefreut, auf die Zuschauer usw.
Als ich dann eingelaufen bin, war schon alles dunkel und ich hatte plötzlich Angst gehabt die haben mich vergessen, weil irgendwie wurde im Zielbereich schon alles abgebaut und dabei war ich nicht der Letzte. 🙂
13.42h.Meine Freunde haben mich dort empfangen und das war wichtig. Es war ein unbeschreibliches Gefühl ins Ziel einzulaufen. Dafür finde ich keine passenden Worte die das beschreiben können was ich dabei oder auch schon vorher gefühlt habe.
Ich konnte im Anschluss noch gehen und Auto fahren, alles richtig gemacht. 😉
Beim Laufen hatte ich jederzeit den Eindruck gehabt das Tempo anziehen zu können und ich weis ich hätte die Zeit auch in der Wechselzone einsparen können.
Ob es der einzige bleiben wird weis ich nicht, es war schon geil…
Ein großen Dank an Matthias, der weis was er tut. 😉
Ralf Pultar