Wer am vergangenen Wochenende die Liveübertragung der Ironman Weltmeisterschaft auf Hawaii online gesehen hat, dürfte einen Eindruck zu den wiedermals schweren Bedingungen bekommen haben. Gerade am Rad konnte man sehen, wie selbst die Topathleten der Szene mit den heftigen Winden zu kämpfen hatten. Die übliche Hitze kam da noch oben drauf.
Simone Brändli gehörte in diesem Jahr zum Topfeld der besten 37 Frauen bei der Ironman Weltmeisterschaft auf Hawaii. Frühmorgens um 6:25h knallte für sie der Startschuss, der sie und die anderen Profifrauen auf die lange Reise über 3,8km Schwimmen, 180km Radfahren und 42,2km Laufen schickte. Die Uhr blieb im Ziel für sie nach 9:32:33h stehen und das bedeutet Rang 13 und den bisher größten Erfolg ihrer Karriere.
Wir gratulieren zu diesem großen Erfolg!
Wie Simone den Tag erlebt hat, lest ihr im folgenden:
Dass es angesichts des Top-‐Frauenfeldes zu keiner einfachen Aufgabe werden würde, mein hoch gestecktes Ziel zu erreichen, war mir mehr als klar. Doch dass die Treppe derart steil, steinig und lang sein würde, es zur Tortur werden würde, jeder Meter eine Qual, das hatte ich nicht erwartet. Aber mal von Anfang an:
Die 37 besten Frauen der Welt paddelten um 6:25 Uhr bereit hinter der Startlinie. Spielchen, wer wo einsteht / einstehen darf, wurden gespielt, jede kritisch beäugt und analysiert. Ich gab bald auf, die perfekte Position zu finden und schoss ab dem Kanonenschuss wie von der Tarantel gestochen voran, die Beine in der Säure, völlig am Anschlag, so wie alle anderen mit mir. Als würden wir ein 800m-‐Rennen schwimmen und nicht einen Ironman absolvieren. Mit der Zeit kehrte etwas Ruhe ein und ich hatte meine Position hinter der Führenden, welche direkt hinter einem Stand-‐Up-‐Paddle-‐Board schwamm, gesichert. Dafür kassierte ich auch gut 1km lang Faustschläge auf die Schulter und den Kopf; reine Absicht, das war klar. Leider. Nur war das noch nicht das Mühsamste: Ich sprintete am Schluss an der Führenden vorbei und stieg vermeintlich als Erste zum Wasser raus. Doch da kam die Ernüchterung. Offenbar hatte es noch eine Gruppe vor dem Stand-‐Up-‐Paddler gehabt. Das war mir nicht bewusst gewesen; hätte es angesichts des lockeren Tempos aber sein müssen. Schade!
In der Wechselzone versuchte ich die nassen Arme ins Trikot zu kriegen, die Helferinnen verpackten in der Zeit meinen Proviant und Kühlmanschetten, anstatt sie mir zu geben und ich düste los aufs Rad.
Die ersten 1,5h war ich alleine, bei guten Wattwerten unterwegs. Allerdings mussten die Beine da schon sehr viel leisten. Normalerweise geht es mit der Zeit dann besser und ich kann die Watt hoch halten. Nicht so heute. Es war abartig heiss, mein Helm machte Knackgeräusche als würde er zerspringen und mit ihm gefühlt auch der Kopf. Die Beine schmerzten, die Füsse angeschwollen auch und ich musste immer wieder kühlen, die Schuhe ausziehen und mich wirklich jeden Meter voranquälen, während die Wattwerte in den Keller sanken. Zum Glück waren die Konkurrentinnen gleichermassen reduziert. Der heftige Gegen-‐ und Seitenwind machte die Radstrecke echt zur Tortur. Egal in welche Richtung wir fuhren, wir wankten im heftigen bremsenden Wind.
Für den Run rechnete ich mir nach der lausigen Radleistung eine tolle Zeit aus, sagte mir, dass die Beine ja nun nicht so viel hatten tun müssen. Aber weit gefehlt. Ich torkelte los und alles tat weh. Ich kühlte mit Eisspray, trank und schüttete Wasser über mich, was das Zeug hielt. Nur der Rhythmus kam nie wirklich. Die Füsse klebten am Boden und ich hätte x-‐Mal fast aufgegeben. Was wirklich half (nebst den einstudierten mentalen Ankern und dem Wissen, dass soooo viele zu Hause das Rennen mitverfolgen), war der Blick in die Gesichter der Konkurrentinnen. Da sprach Leiden pur heraus. Sie hatten noch nicht mal die Energie, es zu verstecken. Nur Natascha Badmann setzte das übliche Lächeln auf, als sie mich sah, was mich aber keineswegs beeindruckte, hatte ich sie doch kurz zuvor würgend vornübergebeugt am Strassenrand gesehen 😉 Es ging ihnen also auch so wie mir und ich wusste, die wenigsten würden hier einen tollen Marathon hinlegen. Also hielt ich mein Tempo – wenn auch weit weg vom gewünschten – konstant und konnte sogar ab der Hälfte noch etwas zulegen. Es wurde bewölkt und angenehm kühler. Das nass schwere Trikot entsorgte ich und konnte wieder freier atmen. Von da an machte ich Platz um Platz gut. Es war motivierend, die grossen Namen vor mir hinter mir zu lassen (wie z.B. die amtierende Weltmeisterin).
Mit dem 13. Schlussrang kann ich wirklich mega happy sein. Es war alles andere als der perfekte Tag, aber ich habe Durchhaltwille bewiesen wie noch nie und es war harte Arbeit!
Die Nr. 13 der Welt zu sein, ist einfach ein unglaublich tolles Gefühl! Einen grösseren Erfolg habe ich noch nie feiern dürfen. Er ist der Lohn für viele Stunden Schweiss, Verzicht, Kampf, wieder aufstehen, Treppen erklimmen und Disziplin. Es wäre nicht das Gleiche, hätte ich einfach nur eine Türe aufstossen müssen!
In dem Sinne: Mahalo für euren Support!! Er trug enorm viel zu diesem Erfolg bei!!!
Simone Brändli