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Johannes Nehls – Erste Erfahrungen beim Ötzi in 8:30h gesammelt

Sep
14
2016
Johannes Nehls – Erste Erfahrungen beim Ötzi in 8:30h gesammelt

Nach der DATEV Challenge in Roth mit neuer Bestzeit sollte für Johannes Nehls diese Saison noch nicht beendet sein. Der Ötztaler Radmarathon stand noch auf dem Programm.

Für den talentierten Zeitfahrer bedeutete dies absolutes Neuland. Der Ötzi war der erste Wettkampf in einem Peloton und mit Anstiegen in Form von ausgewachsenen Alpenpässen, was Johannes in dieser Form von den bisherigen Zeitfahren im Wettkampf nicht kannte.

Natürlich wurde im Vorfeld nichts dem Zufall überlassen, Kühtai, Brenner und Timmelsjoch im Training ausgiebig erkundet und die Taktik für den Wettkampf festgelegt.

Und wie es eben mit Taktiken so ist, im Wettkampf kommt es dann oft etwas anders und Johannes hat sich von den Gruppendynamiken etwas anstecken lassen. Am Kühtai und Brenner zupften die Mitbewerber des öfteren mal an, was zu einigen Leistungsspitzen führte und letzten Endes Körner kostete, die dann vor allem am Timmelsjoch etwas fehlten.

Dennoch kämpfte sich Johannes tapfer bis ins Ziel und erreichte mit 8:30h für seine erste Teilnahme beim legendären Ötzi eine sehr gute Zeit und auch mit Platz 359 lag er im Feld der knapp 3700 Finisher (4500 Starter) sehr weit vorne. Viel wertvoller für zukünftige Teilnahmen war aber die Erfahrung wie wichtig gutes Pacing vor allem zu Beginn eines solchen Wettkampfes ist und mit besserer Einteilung wird es interessant, was Johannes bei seinem nächsten Auftritt in den Bergen auf die Beine stellen kann.

Wir gratulieren zu dieser sehr guten Leistung.

 

Wie Johannes den Wettkampf erlebt hat, das lest ihr hier:

 

Nach dem Challenge Roth im Juli stand mir Ende August noch ein weiteres Highlight im WK-Kalender bevor, der Ötztaler Radmarathon. Dieser konnte heuer bei bestem Wetter stattfinden und ich hatte mich so gut es eben geht nach dem Challenge auf diesen harten Radmarathon vorbereitet.

 

Bereits um 6:45 Uhr fiel der Startschuss, eine knappe Minute später bin ich vorne im Block 2 über die Linie gerollt. Es ging wie gewusst von Anfang an schnell, hektisch, heiß her und ordentlich zur Sache. Ich bin bis auf einem „Beinahe-Sturz“ (Hinterrad touchiert) sehr gut durch gekommen und konnte schnell zur Spitzengruppe auffahren. Allerdings ist grundsätzlich im Feld unrhythmisch gefahren worden und über die wenigen Hügel natürlich hinab nach Oetz einfach sauber drüber gedrückt worden. Ich hab mitgemacht, wollte die gute Position (253. Platz in Oetz) nicht verschenken.

 

Der erste Passanstieg – das Kühtai – verlief gut und auch wenn ich auch hier etwas unrhythmisch gefahren bin war ich relativ schnell oben. An der Labe die Flasche aufgefüllt, Gilet angezogen (1,5 Min Standzeit) und konnte mich dann in die erste Abfahrt stürzen. Die Abfahrt verlief top, somit kam ich unten in Kematen schon in einer kleinen guten Gruppe an und sind dann nach Innsbruck im Gruppetto geradelt. Tempo war okay und in Innsbruck wurde dann die Gruppe noch größer vielleicht, 60 Fahrer, darunter die Topfrauen und wir sind den Brennerpass angegangen. Bis dahin alles gut und nach Plan.

 

Den Brenner bin ich grundsätzlich aufgrund der Gruppendynamik etwas zu stark gefahren und es waren einfach zu viele (Watt)Spitzen im Feld, die mir leider ordentlich Kraft abverlangt haben. Dadurch das die Topfrauen dabei waren und die wiederum ihre eigenen Pacemaker dabei hatten, die immer wieder stark am Tempo gezupft haben, hat mich das einige Körner gekostet. Ich wollte aber nicht abreißen lassen und bin dran geblieben (Fehler). Kurz vor dem Ende des Brenners sind wir dann auf eine noch größere Gruppe aufgefahren. Ab da war das Tempo/Leistung im Soll. Am Brenner kurz die Flasche aufgefüllt und Blase entleert (2 Min Standzeit) und weiter Richtung Sterzing. Derzeit alles nach Plan, sogar drüber, theoretische 8 Stunden Endzeit. Aber mit dem Bewusstsein etwas zu überzockt zu haben.

 

Die Brennerabfahrt war wieder schön zügig, ab da an wieder in einer kleineren Gruppe, möglichst wenig Energie verschleudern war das Motto. Die Auffahrt Jaufenpass etwas zu stark angegangen und gegen Ende hin zwangsweise etwas rausgenommen. Oben hab ich erste Verschleißerscheinungen gespürt und war schon sehr geschafft, Temperaturen mittlerweile nahe 30 Grad. Aber oben angekommen wieder „nachgetankt“ (1 Min Standzeit) und gekühlt und dann ganz okay gefühlt. Die Abfahrt war wieder super und es geht ja bis St. Leonhard eigentlich nur bergab.

 

Unten an der Zeitmatte nochmals die Splitzeit gestoppt. Theoretisch 5 Min über der 8 Std. Zeit gewesen, also tiptop alles gewesen bis jetzt. Aber nun schon geschwächt, dennoch motiviert das Timmelsjoch angefahren. 250 Watt im Schnitt war der Plan für das TJ, sollte für ne Anstiegszeit um die 1:52 Std. reichen. Also wäre dann im Ziel eine Zeit unter 8:20 Std. Aber dann war leider bereits schon in Moos klar, ohoh das wir jetzt doch ganz schön zäh und lang und du bist ja auf einmal doch schon ganz schön platt!! Ja und dann gings immer zäher und langsamer und schwerer und ich hab förmlich gesehen wies mit der Leistung bergab ging. 210 Watt mehr ging im Schnitt dann nicht mehr, Tf ca. 50 und ich war echt richtig am Ende. 2:17 (!) Std. habe ich füs TJ gebracht und hab davon ungelogen 2h sehr sehr gelitten und gekämpft! 5mal wollt ich einfach nur noch absteigen und im kühlen Tunnel verweilen und war echt total bedient! Keine Ahnung wie ichs bis oben geschafft habe. Aber irgendwie war ich dann doch stärker als mein Schweinehund und hab auch die letzte Kehre noch nehmen können.

 

Oben angekommen hab ich dann erstmals wieder die „volle“ Zeit angeschaut, die Stand bei 7:55 Std. und ich hab gewusst: “Mist 8:20 Std. kannste knicken!“ War schon mega erschöpft und natürlich enttäuscht aber egal, „fahr’s zu Ende.“

 

Abfahrt war gut. Beim letzten Gegenanstieg (nochmal 300hm) nach ca. 6 Min Abfahrt nochmals Kraft gehabt und gedrückt was ging. Leider kamen da dann plötzlich richtig harte Krämpfe in den Oberschenkeln, aber ich habs ignoriert und konnte den Schmerz irgendwie kompensieren und einfach durchfahren. Danach gings fast eh nur noch bergab, jedoch war ich alleine (nix Gruppetto) und musste komplett durchbeißen bis zum Ziel.

 

Als ich Sölden sehen konnte, habe ich dann bis ins Ziel nochmals alles gegeben. Fix und fertig, glücklich, dankbar und verblüfft über die erbrachte Leistung usw. bin ich über die Ziellinie gefahren.

 

Zielzeit 8:30:28 Std. Platz 359 Gesamt. Platz 152 in der AK 18-35 Jahre.

 

Danach geduscht und ab zur Endverpflegung. Erst mal ordentlich Kaiserschmarrn verputzt, Finisher Trikot geholt etc., und nochmals gegessen. Ab da an war das Motto: Beine hoch – Off Season!!!

 

Alles in Allem bin ich im Nachhinein zufrieden mit meiner Leistung und echt dankbar das nichts passiert ist (habe mehrere Stürze hautnah miterlebt.). Natürlich bin ich auch etwas enttäuscht weil ich das gesteckte Ziel von unter 8:20 Std. knapp verfehlt habe, aber aufgrund dessen das es mir am Timmelsjoch zwei Stunden lang echt schlecht ging, bin ich dann wiederum doch zufrieden. Grundsätzlich finde ich es verblüffend und sehr interessant wie genau man doch im Vorfeld alles planen kann und eig. auch (fast – wenn man sich an Vorgaben hält) richtig umsetzten kann.

 

Klar ich bin am TJ eingegangen wegen dem zu harten Pacing am Brenner und vielleicht auch am Jaufen. Dafür musste ich dann ordentlich büßen am TJ, aber es war eine wichtige Erfahrung und das gehört leider dazu und wird mir in Zukunft sehr hilfreich sein.

 

Insgesamt wirklich ein sehr schöner und harter Radmarathon den ich gerne noch einmal (er)fahren möchte.

Zu guter Letzt möchte ich mich bei meiner Frau für die wunderbare und unverzichtbare Unterstützung bedanken. Bei meinem Trainer Matthias für die professionelle Trainingsgestaltung und sehr gute Betreuung.

 

Ich freue mich auch in der kommenden Saison 2016/17 auf eine weitere gemeinsame Zusammenarbeit.

Johannes Nehls

Johannes Nehls im Ziel des Ötztaler Radmarathons 2016

Johannes Nehls im Ziel des Ötztaler Radmarathons 2016

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