Kurz vor Weihnachten erreichte mich eine Nachricht aus Australien. Felix hat geschrieben, wir müssten mal telefonieren. Er befand sich gerade in seinem Auslandsemester. Seit der Jugend bei der TSG 08 Roth trainierte ich Felix schon. Mittlerweile schon 8 Jahre privat, davor einige Jahre in der Jugendgruppe.
Zunächst über die Sprint- und olympische Distanz auf der er es in der Jugend sogar bis in den D/C Kader schaffte und später für Buschhütten sehr erfolgreich in der 2. Liga Nord startete. Immer ganz vorn dabei.
Zuletzt wagte sich Felix dann auch an die Mitteldistanz, auch gleich sehr erfolgreich und sofort für die WM qualifiziert.
Doch dann war erst mal im Sommer 2016 Schluß. Arbeit, weitere Ausbildung und Auslandsemester hatten Vorrang. Die sportliche Zukunft erst mal ungewiss. Schauen wir mal was kommt, war die Devise.
Umso mehr war ich über die Nachricht vor Weihnachten überrascht und gespannt was Felix mir erzählen wollte.
Das Telefonat war dann auch gar nicht so lang. Felix meinte nur: „Coach, ich habe einen Startplatz für die DATEV Challenge Roth. Willst Du mich bis dahin wieder trainieren?“.
Klar wollte ich das und los gings.
Wir konzentrierten uns zunächst nur auf Schwimmen und Laufen, denn ein Rad hatte Felix nicht dabei, es musste reichen nach seiner Rückkehr im März mit dem Radfahren zu beginnen.
Die Vorbereitung verlief dann aber sehr gut. Schwimm- und Laufform waren nach Australien schon ausgezeichnet und Rad entwickelte sich dank anschließendem Trainingslager auf Fuerteventura auch erfreulich schnell. Talent ist einfach etwas schönes.
Und dann war sie da, die erste Langdistanz. Die Vorbereitungswettkämpfe liefen äußerst gut, ein 3ter Platz beim Memmert Rothsee Triathlon 2 Wochen zuvor bestätigte die sehr gute Form.
Alles war drin, durchaus auch eine Endzeit unter 9 Stunden, aber es war die erste Langdistanz und für schnelle Zeiten braucht man einfach auch erst einmal Erfahrung wie hier der Hase läuft. Die Taktikvorgabe war deswegen eher mal alles etwas zu langsam anzugehen und dann mal am Ende zu schauen, wie es um die Energie bestellt ist. Dabei war klar, dass Felix versuchen wird mit der Spitze mitzuschwimmen um ganz vorne mit aus dem Wasser zu kommen. Danach sollte er aber sein Ding machen und nicht mehr auf die anderen achten.
So weit hat das dann auch sehr gut geklappt. Am Ende haben dann zwar Krämpfe beim Marathon ein besseres Ergebnis verhindert, aber hey, 9:35h bei der ersten Langdistanz! Wieviele Triathleten können das schon beim ersten Mal vorweisen. Bombe!
Felix, ich bin sehr stolz auf Dich, dass Du das so durchgezogen hast! Und ich bin mir sicher die 9h-Grenze wirst Du auch noch knacken. Bleib einfach dran!
Hier könnt Ihr mehr zu Felix‘ Eindrücken lesen:
Dieser Tag hatte einfach viel zu viele Momente, als dass man sie alle in einen halbwegs lesbaren Bericht stecken könnte. Daher will ich einfach ein paar Momente rauspicken. Wer’s nicht glaubt, soll selber mitmachen.
Kurzfassung es war ein genialer Tag. Ich habe wohl sehr vieles erlebt was man in so einem Rennen erleben kann. Habe einiges gelernt und noch mehr mitgenommen! Die 9 Stunden Marke ist zwar nicht gefallen – aber das war mir am Ende egal. Ich bin happy mit meinem ersten Challenge.
Vor dem Schwimmen… Ich kann mich nicht erinnern wann mein Puls das letzte Mal von selbst so hochging und ich dermaßen nervös war. Die bekannten Gesichter sind da das A und O um ruhig zu bleiben.
Schwimmen… Die Taktik ging gut auf, an den bunten Mützen orientieren und die Erfahrenen das Tempo machen lassen. War durchweg kontrolliert und mit einem schnellen Wechsel lief alles wie am Schnürchen.
Kanalbrücke… einzigartig! Den Zuschauern, die mich kennen, eine gute Show geliefert. Den anderen ein „Wer-ist-das?“-Blick ins Gesicht gezaubert. Der Überraschungseffekt hat selbst Matthias überrumpelt.
Radfahren… da die Jungs da vorne nicht mehr alle Latten am Zaun haben (ich kann das jetzt beurteilen) und ich mit keinem auch nur Ansatzweise mitfahren kann, galt es meinen Rhythmus zu finden. Hat geklappt.
Laufen… gestartet – da war noch alles gut. Als ich bei Km 4 zum ersten Mal gehen musste habe ich leichte Panik bekommen. Habe gehofft die Krämpfe verschwinden wieder was sie aber 35km nicht getan haben. Zur „neuen“ Laufstrecke: Für mich wäre jede Strecke eine Qual, daher war mir das völlig egal.
„Wenn das Rennen nicht so läuft wie geplant, musst du in der Lage sein deine Ziele anzupassen.“… diesen wertvollen Tipp habe ich vor dem Rennen von Urs bekommen und ihn bei Kilometer 10 beherzigt. Da habe ich auf die Uhr geschaut und realisiert, dass die 9h wohl dahin sind. Statt mich zu ärgern habe ich mir allerdings gedacht „du hast genug Zeitpuffer reingearbeitet, du könntest sogar gemütlich bis ins Ziel gehen“. Neue Devise: Ankommen!
Zieleinlauf… Nach der schier endlosen Tortur eine wahre Erlösung. Mein Empfang kam mir vor wie der eines Siegers. (Vermutlich, weil ja alle Sieger sind!) Done!
Bist du überhaupt/trotzdem zufrieden… die Frage wurde mir nach dem Rennen doch des Öfteren gestellt. Hallo?! Auch wenn ich mit der Marathonzeit wohl deutlich unter meinen Möglichkeiten geblieben bin ist eine 9:35er-Zeit für meine erste Langdistanz gar nicht so schlecht. Ich bin Happy!
Sch***, die haben alle nicht gelogen… jeden der mir gesagt hat, wenn ich das einmal gemacht habe, will ich das wieder tun, habe ich belächelt. Keine 2 Tage nach dem Rennen dachte ich ebenso. I’ll be back! (Der Marathon und ich haben noch eine offene Rechnung)
DANKE an… meine Familie, meinen Trainer Matthias, meinen Physio Steffen, Jörg vom Bikeimperium, meinen Fanclub, meine Freunde und alle anderen die mich Unterstützt haben!
Felix Weiß