Der Alaska Extreme Triathlon macht seinem Titel alle Ehre und fordert Dominik Ritter alles ab. Der Lohn: ein 5. Platz in der Gesamtwertung und ein spektakulärer Tag mit allen Höhen und Tiefen.
Herzlichen Glückwunsch Dominik zu dieser außergewöhnlichen Leistung!
Hier Dominik’s Erlebnisbericht:
8 Grad kaltes Wasser, 4,2km in der Dämmerung, kaum Sicht im dunklen Golf von Alaska. Hilft ja nichts. Das Gesetz der Masse (die anderen sind ja auch schon drin) folge ich dem Herdentrieb und stürze mich in das kühle Nass. Erstaunlich was unter Adrenalin alles möglich ist, auch 8 Grad kaltes Wasser stellen auf einmal kein Problem mehr dar. Der Startschuss gleicht einer Befreiung. 8 Monate Training können jetzt zeigen, ob sie die gewünschte Form gebracht haben. Beim Schwimmen lasse ich mir viel Zeit und komme schnell in meinen Rhythmus. Ich versuche auf Belastung zu verzichten, alles schön GA1, schließlich liegt noch ein langer Tag vor mir. Entsprechend locker komme ich nach 1:20h aus dem Wasser, fühle mich mega gut.
Ein schneller Wechsel mit der Hilfe von Felix Weiss und Stefan Gilch (beide sind als Support den ganzen Tag meine Helden) bringt mich bei kühlen Morgentemperaturen um die 7 Grad aufs Rad. Ich gebe gleich richtig Gas, um die Muskulatur auf Betriebstemperatur zu bringen, überhole gleich drei andere Starter, kann aber aktuell kaum abschätzen, wo ich im Feld liege. Die Radstrecke stellte sich trotz geringer Höhenmeter auf dem Papier (knapp 1.600hm) als eine knackige Challenge heraus. Kaum intensive Anstiege sondern gut 120km leicht bergauf (immer zwischen 3-8%) ohne wirkliche Erholungspausen, da kann es einem schon den Stecker ziehen. Leider fehlte mir am Wettkampftag dann auch noch der Appetit. Auf der Radstrecke hat es genau ein Riegel in meinen Magen geschafft, was die letzten 30km auf dem Rad nicht gerade gut getan hat. Ganz schön platt, aber auch happy, jetzt endlich laufen zu dürfen, komme ich, ohne zu realisieren, dass knapp vor mir ein Schwarzbär die Straße kreuzt, in der Wechselzone 2 an.
Hier empfangen mich wieder Stefan & Felix, geben mir kaum Zeit um „runter zu kommen“ sondern perfektionieren den gemeinsamen Wechsel mit mir und dann geht es gemeinsam mit Felix auf die Laufstrecke. Das Besondere an diesen Wettkämpfen: es ist völlig legitim (später im Berg dann sogar verpflichtend), dass der Athlet beim Lauf von einem Supporter begleitet wird. So ging es mit Felix als Gesprächspartner, Bärenspray im Rucksack und Sunblocker auf der Haut auf die Laufstrecke. Die Temperaturen waren bis zu diesem Zeitpunkt extrem gestiegen und die Sonne knallte brutal auf die Strecke. Ein Problem, wenn man mit Felix Weiss einen Marathon startet, die ersten Kilometer tendieren dazu eine neue 10-Kilometer Bestzeit zu werden :-). Relativ zügig verschaffen wir uns auf den ersten Kilometern eine Überblick über unsere Position (da uns das Teilnehmerfeld auf der Wendepunktteilstrecke wieder entgegen kommt) und müssen mit Erstaunen feststellen, dass ich aktuell auf Position 9 bin. Natürlich schauen wir uns jeden der Läufer genau an und schätzen gemeinsam ab, wie fit die Kontrahenten noch wirken. Will Ross (der spätere Sieger) kommt uns mit einer Eleganz und Leichtigkeit entgegen, dass schnell klar ist, dass er in einer anderen Liga unterwegs ist. Der Rest, sagt Felix „sieht machbar aus“.
Na dann… Ab km 8 wird das Profil der Strecke hügeliger und mündet bei km 16 in den sogenannten „Nordic Loop“, eine im Winter befahrene Cross-Ski Strecke. Hier gibt es nur rauf oder runter. Insgesamt 450hm ohne wirklich gerade Strecke, das bringt mich das erste Mal komplett an meine Grenzen. Schon längst läuft meine Ernährung nur noch über Cola (was sicherlich total vernünftig war), aber unsere Team-Taktik scheint von Erfolg gekrönt. Wir laufen die Abstiege Vollgas runter, nehmen den Schwung mit, auf der anderen Seite wieder rauf und Felix schiebt die letzten Meter mich mit geballter Kraft über den Hügel. So machen wir hier wieder einiges an Boden gut, trotzdem kann ich mir zu diesem Zeitpunkt kaum vorstellen, wie ich die verbleibenden 1800hm gut bewältigen soll… Wir laufen wieder zurück zum T2, der auch gleichzeitig den Eingang zum Berglauf darstellt.
Hier, bei km 28, steht Stefan schon bereit und nun zu dritt geht es in den teilweise bis zu 38% steilen Anstieg. Mit viel Unterstützung und (körperlichem) Druck durch meine Supporter verlieren wir in diesem Teilstück nicht an Abstand zu den Kontrahenten in Sichtweite und werden ab dem ersten Gipfel mit einer neuen Erkenntnis beschenkt. Schnell stellen wir im Abstieg fest, dass sich das Teilnehmerfeld hier schwer tut, während wir die Beine ohne Rücksicht auf Verluste einfach Laufen lassen. Und schwups sind wir gleich 3 Plätze weiter vorne. Im zweiten Anstieg bleiben wir unserer Strategie treu, können noch einen Kontrahenten überholen und erhöhen den Druck auf den bis zu diesem Zeitpunkt 4. Platzierten. Mackie (ein Local aus Anchorage) kann den Abstand aber zu uns halten und so kommen wir, und ich kann es selbst heute noch immer nicht richtig fassen, nach 13:06 Stunden als 5. durchs Ziel.
Meine persönlichen Erkenntnisse aus diesem Rennen:
1. Triathlon ist eben doch auch ein Teamsport! Ohne Felix und Stefan wäre dieser 5. Platz niemals möglich gewesen. Hierfür einfach nochmal meine größten Dank an die Beiden für Ihren Support!!!
2. Geht nicht gibt es nicht. Es war wieder unfassbar für mich, wie das Hirn den Körper steuern kann.
3. Enjoy every moment of your life. Ich bin dankbar über das Privileg, an solchen Lebensmomenten überhaupt teilnehmen zu dürfen und einfach nur Glücklich, wie gut es das Leben mit mir gemeint hat. Dominik
Dominik Ritter