Jeanette hatte es in der Vorbereitung auf den Ironman Zürich, ihren ersten Ironman, nicht leicht. Zunächst musste Ihr Körper nach überstandener OP wieder zu alter Stärke zurückfinden, was auch sehr gut geklappt hat. Zwischenzeitlich verhinderte eine verhärtete Wade für einige Wochen das Lauftraining und kurz vor dem Wettkampf erwischte sie beim Freiwassertraining auch noch eine Süsswasserqualle, was zu einer heftigen allergischen Reaktion führte.
Aber Jeanette biss sich durch, in den Tagen vor dem Wettkampf waren alle körperlichen Gebrechen wieder OK, nur die Angst vor dem anstehenden Schwimmen, welches auf Grund der Temperaturen vermutlich ohne Neopren stattfinden würde, blieb.
Aber auch das stand Jeanette mit bravour durch und am Ende konnte sie ihren ersten Ironman mit einem Lächeln im Gesicht finishen.
Herzlichen Glückwunsch Jeanette zu Deinem Wettkampf und dass Du Dich so gut durchgekämpft hast.
Hier Jeanettes Wettkampfbericht:
Sonntag 06.00 Uhr, die Stadt Zürich erwacht. Der Wassertemperaturanzeiger des Strandbads Mythenquai im Zürichsee zeigt 24,5 Grad. Der Veranstalter Ironman entscheidet trotzdem „ohne Neopren“. Ein Raunen geht durch die Masse und Nervosität macht sich breit. Mir wird bereits beim Gedanken kalt, erstmals ohne Neopren eine solch lange Strecke von 3,8km zu schwimmen. Habe ich das doch noch nie vorher absolviert.
Der Startschuss fällt und viel zu schnell bin ich an der Reihe, ins kühle Nass zu springen. Nach 45Min wird mir kalt und ich beginne zu frieren. Ich habe nur ein Ziel: aus diesem kalten Wasser zu kommen. Endlich geschafft nach 1Std. 39 Min darf ich endlich meinen Wechselbeutel vom Haken nehmen. Ich bin komplett durchgefroren und sitze bewegungsunfähig in der Wechselzone. Eine nette Helferin öffnet mir den Wechselbeutel und spricht mir positiv zu. Nach ein paar Minuten Pause schwinge ich mich auf das Rad und merke viel zu spät, nach etwa 20km, dass mein Badeanzug noch immer an meinem Körper klebt, darunter die Triathlonbekleidung .
Es wird warm und nach 60km entledige ich mich der ersten Schicht und darf sie einem Zuschauer übergeben. Die ersten 140km Rad gehen wie im Flug vorbei und es wird immer wärmer. Das Thermometer steigt bereits am Vormittag auf über 30 Grad Celsius und keine Wolke ist in Sicht. Die Verpflegungsposten bieten eine willkommene Abwechslung und Abkühlung. Auch mal vom Rad absteigen und eine Pause machen ist erlaubt. Die letzte Steigung beim Heart Break Hill ist in Sichtweite und nach 6 Std. 27 gelange ich in die Wechselzone 2.
Die ersten Laufkilometer fühlen sich nicht schlecht an, abgesehen von der drückenden Hitze Mittlerweile erreicht das Thermometer weit über 34 Grad im Schatten und in der sonnigen Innenstadt Zürich ist es kaum auszuhalten. Gefühlte 45 Grad! Vier Runden liegen vor mir. Ich laufe gemächlich jeden Kilometer ab und habe genügend Zeit, wieder mal die Lauftechnik zu überprüfen (eine gute Strategie, wenn man eigentlich schon genug hat vom Laufen…) Bei km 8 wird mir übel. Nein, nicht schon wieder, denke ich. Bei meiner ersten Langdistanz vor einem Jahr ist mir dasselbe bereits einmal passiert. Ich versuche vergeblich, meine Gedanken abzulenken und male mir schöne Ferienfotos aus. 10 lange Kilometer leide ich mit dieser Übelkeit, bis die Erlösung kommt und ich mich übergeben kann. Welche Befreiung! Das Laufen geht wieder viel besser und ich kann viele Athleten überholen. Die Zeit, die ich „verloren“ habe bis km 18, die stört mich nicht. Ich bin glücklich, dass ich den Tritt gefunden habe und sorgenlos laufe. Stephan mein Mann feuert mich als Zuschauer an und motiviert mich sehr! Ohne Ernährung, nur mit etwas Cola und Bouillon, laufe ich die letzten 24km bis zum Marathon-Ziel zu Ende in 4Std. 15 Min und bin happy, diesen anstrengenden Ironman, der zugleich der erste ist, finishen zu können.
Meinem „Reiseführer“ Matthias Fritsch, der mich schadlos ins Ziel des Ironman Zürich gebracht hat, habe ich viel zu verdanken. Seine besonnene, ruhige und fachlich kompetente Art hat mich weitergebracht und mir Motivation gegeben, dies auch in schwierigen Zeiten und Verletzungen. Dass er an mich glaubt und mich kontinuierlich in der sportlichen Leistung entwickelt, ist wunderbar und dafür bin ich ihm sehr dankbar. Diese Erfahrung machen zu dürfen, auch bei Widrigkeiten nicht vom Ziel abzurücken ohne verbissen zu werden, dabei ist er genau der richtige Coach. Danke Matthias!
Jeanette Brunner