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Wiebke Reineke – Langdistanz ist eine ganz neue Welt

Jul
17
2019
Wiebke Reineke – Langdistanz ist eine ganz neue Welt

Wiebke Reineke finisht glücklich ihre erste Langdistanz beim DATEV Challenge Roth.

Anfang September begann Wiebkes Vorbereitung auf den DATEV Challenge Roth und ihr Dienstkalender lies schon vermuten, dass das Training auch gut koordiniert werden wollte.

Viele Dienstreisen, was muss alles fürs Training mit und auch das Rad war meist mit dabei.

Aber es lief gut, die ersten gemeinsamen Schwimmeinheiten bestätigten dann auch, das Schwimmen wird kein Problem werden, da lief rund.

Generell lief eigentlich alles rund, bis zum Skifahren über Weihnachten. Mal schnell das Knie verdreht und autsch. Innenmeniskus eingerissen.

Wir hatten Glück im Unglück, der Riss war nur klein, aber wir mussten erst mal mit Laufen pausieren und auch beim Radfahren etwas Gas rausnehmen. Schwimmen ging ohne Beinschlag ganz gut, wir konnten zumindest locker weiter bewegen.

Vielen Dank an dieser Stelle an Rainer Müller-Hörner für die ärztliche Unterstützung!

Bis zum Wettkampf waren es Gott sei Dank noch einige Wochen, somit war noch genug Zeit die Verletzung auszukurieren und auch das Laufen sauber aufzubauen.

Einen kurzen Schreck hat uns dann noch einmal der Challenge Heilbronn versetzt, bei dem Wiebke auf Grund der kalten Temperaturen wegen Atemnot den Wettkampf schon beim Schwimmen aufgeben musste.

Der Rothsee Triathlon ein paar Wochen danach zeigt uns aber, dass Wiebke fit und startklar für den Challenge war.

Und diesen meisteren Wiebke dann mit bravour.

Herzlichen Glückwunsch Wiebke zu Deinem ersten Langdistanz-Finish!

 

Hier erfahrt Ihr, wie es Wiebke ergangen ist:

Die letzten beiden Wochen davor hat mich ein Gedanke umgetrieben: Ich bin glücklich und zufrieden, dass es endlich losgehen wird. Endlich kann ich abrufen, was ich in all den Monaten trainiert und zusammengefügt habe. Und ich bin vorbereitet, ich muss mir keine Sorge machen – O-Ton Matthias.

 

Belastungswochen, Ruhetage, Ausfalltage wegen eines grippalen Infektes, eine Knieverletzung, von der ich schon befürchtete, sie vernichtet meinen Traum. Und der Gedanke: Ja , das Ziel hatte sich im letzten Jahr im Sommer auf einmal in meinen Kopf den Weg gebahnt, das nützt jedoch noch nichts, einen Trainer musst Du haben, der auch einen Weg sieht und Dir aufzeichnet, dass Du dieses Ziel realistisch erreichen kannst. Und wird das wirklich gehen neben meinem Job, der mich sowieso schon immer auf Trab und fortwährend unterwegs hält.

 

Ohne meinen Trainingsplan, meine jeweiligen Wochen-Schwimmpläne und Notizen der Feedbacks von Matthias hat mich die letzten 10 Monaten glaube ich niemand mehr gesehen, nie ohne irgendwohin reisen – geht ja gar nicht! Selbst im Trainingslager auf Fuerte lag MEIN Trainingsplan von Matthias an der Schwimmbahn, weil der ist Gesetz :), sonst nichts.

 

Auch gelernt habe ich, dass Athleten in einer Racewoche nicht ganz zurechnungsfähig sind und dass es dann auch Mittwoch Zeit wurde, dass ich da raus komme in das Zentrums des positiven Triathlon Wahnsinns, um die Stimmung aufzunehmen, das Wohnmobil der Freunde gut parkiert wurde, alles irgendwie rund läuft und ich selber mich extrem ruhig fand. Auch die Diskussionen um die Wassertemperatur haben mich nicht wirklich gestört. Schöne Tage waren das mit Freunden aus dem Camp, mit letzten Abstimmungen mit Matthias zur Renneinteilung, mit der Zuversicht, alles wird gut laufen. Der Samstagnachmittag und Abend waren dann fürchterlich und haben mich „am Rad drehen lassen“. Erst der gut und sehr angebrachte Hinweis, dass es nach 1000m und mehr schon eine ganz andere Temperatur im Neo sein kann. Also fix zurück zur Expo und noch einen Swimsuit erstehen – bin ich froh!

 

Dann eine unangebrachte und unsinnige Diskussion zu meiner, auch mit professioneller, toller Unterstützung fertig berechneten, perfekt vorbereiteten Versorgung für diesen Wahnsinnstag. Alles war fertig und nun: gefühlte 1000 neue Ideen wenige Stunden vor Rennstart dazu haben mich dann völlig verwirrt, irritiert, ich hab mich zurückgezogen, nochmal alles überprüft, einen Teil dann dummerweise falsch notiert (wie gut, dass ich das während des ganzen Sonntags nicht wusste). Dementsprechend begann der TAG der TAGE um 03:30 Uhr morgens mit den ersten Haferflocken etwas unruhig, aber ab in die Wechselzone an den Schwimmstart um 05:00, funktionierende Pumpe suchen, alles fünfmal kontrollieren, nervös sein, vermutlich leicht „kariert“ schauen und – aber auch neugierig auf den Tagesverlauf und immer ruhiger dort stehend in meinem Swimsuit (ich glaub ich war die EINZIGE).

 

Das SCHWIMMEN:

Schon beim Reingehen ins Wasser und ran schwimmen an die Startlinie wusste ich zu 100%, das war die richtige Entscheidung, mir war warm genug, der Suit fühlte sich toll an, leider schwamm ich direkt an der vordersten Linie (da wollte ich gar nicht hin….), doch noch die Uhr gestartet und dann der Knall! Es ging wirklich los, ich habe mich rechts gehalten, so wie empfohlen, habe fix wieder ne gute Schwimmposition gefunden, gut auf eine ruhige Atmung geachtet- schließlich lagen vor mir 3800m. Orientierung perfekt, als „Rechts-Atmerin“ hab ich immer den gleichen Abstand zum Ufer gehalten, bin gut geschwommen, natürlich haben mich viele überholt, war mir aber egal, die erste Wendeboje wollte und wollte nicht kommen. Wo wohl die Freunde stehen, da ich ja keinen Neo an habe, müssten die mich doch sehen und erkennen anhand der Startnummer an den Armen (smile), auch an der Boje genug Abstand zum Getümmel und retour, was ein cooles Gefühl, es lief super, langsam wurde das Geräusch wieder lauter je näher ich zum Schwimmeinstieg/Ausstieg und zur Brücke kam. Wasser ist und bleibt mein Element, und dieser warme Pool war mein Pool des Tages!! Unter der Brücke durch, die zweite Wendeboje kam gefühlt fix zum Vorschein, da rum und da hatte ich schon das Feeling, das hast Du jetzt gleich. Musste dann ein wenig die Beine auslockern, während ich weiter geschwommen bin, bekam ein leicht krampfiges Gefühl im linken Bein und dann standen da schon die fleißigen Helfer parat, um uns die Hand zu reichen, man ist ja ganz wackelig auf den Beinen, wenn man aus dem Wasser steigt. Uhr gestoppt und happy: 85min, sogar n Tick fixer, als wir geplant hatten. Also in Ruhe ins Wechselzelt, ab in die Einteiler springen und zack aufs Rad und los.

 

Das RADFAHREN: Mit extrem positivem, beschwingtem Feeling bin ich losgeradelt, Wattzahlen immer im Auge und ruhig bleiben im Kopf – ankommen auf dem Rad – nicht überpacen auf den ersten 25km, die Anstiege leicht nehmen, sich auf die Abfahrten freuen und dann reintreten. Es sind 2 Runden zu fahren, also nicht zu früh unsinnig Kraft verschenken. Es lief echt sehr gut dahin, so viele Menschen an der Strecke, die erste Versorgungsstation passiert, Flaschenwechsel super geklappt, Position gut, musste mich zwingen, aus meinen Trinkflaschen etwas zu nehmen, weil ich wusste, ich muss es jetzt machen, später geht nichts mehr. Dann der erste Anstieg zum Kalvarienberg – holla, so gut ging es noch nie, aber ab km 35 sind dann fortwährend die Wattmesser in den Pedalen ausgestiegen, was darin gipfelte, dass mir auf meiner Uhr viel Zeit fehlte. Leider wusste ich ja nicht, wieviel. Im Klartext: wie meine tatsächliche Zeit war, wusste ich nicht. Ich hatte aber auch die Zeiten anhand der Tageszeiten im Kopf (schließlich wollte ich vor 22:00 Uhr im Finish sein). Ich weiß jetzt also von jedem Ort der Strecke, an welchen Turm ne Uhr hängt und wo nicht :). Also weiter fahren wieder nach Körpergefühl, wie schon so oft! Es hat mich doppelt genervt, in einem Wettkampf braucht man das nicht und ich hatte mich so gut an die Wattvorgaben von Matthias halten können. Aber weiter zum Kränzleinsberg, außer vielen Menschen hab ich echt nichts erkennen können. Ab in die Senke in Hilpoltstein und ich wusste, jetzt zählt es, wenn Du da um die Kurve fährst, erwartet dich die „grüne“ Wand und dieses Getöse. WAS ein Gefühl, es war gigantisch, schon vor der Kurve hatte ich Gänsehaut auf dem Rad und war dann froh, dass vor mir noch 3 Radler waren. Lenker festhalten und hoch. Gemerkt habe ich vom Berg nichts, der Jubel der Leute trägt uns wirklich hoch und ein lieber Freund ist fast den ganzen Berg mit hochgelaufen und hat fotografiert- was ein Moment! Genieß es, wenn Du das zweite Mal kommst, ist hier fast niemand mehr, weil alle an der Laufstrecke schauen. Schon zum Ende der ersten Radrunde frischte der Wind auf, die ersten Böen tauchten auf und mir war klar, die zweite Runde wird ein hartes Stück Arbeit. Arbeit, die ich dann aber auch gut gemeistert habe, auch wenn auch mich einige Böen echt hart in den Lenker zwangen. Aber bei Gegenwind lernt man die Vorteile der Aeropostion noch mehr zu schätzen. Die letzten km bis nach Roth in Wechselzone 2 waren heftig, nichts mit, locker runtertreten. Aber ich hatte die 180km wirklich gut gepackt, genaue Zeit wusste ich nicht, irgendwas zwischen 6:45- 7:00, also alles im Rahmen dessen, was wir wollten. Am Anfang der WZ 2 schon wieder so liebe Menschen, die das Rad abnehmen, ab ins Wechselzelt, dort nach Pam gerufen, sie hat gesagt, ich solle einfach laut rufen, sie will unbedingt da sein. Schuhwechsel, kurzen Plausch mit Selfie (Ohje) und dann gefühlt beschwingt, gut gelaunt und zufrieden auf die Strecke. AUTSCH —–

 

Das LAUFEN: Das war mal nix, und zwar vom ersten Schritt an, war das nichts. Oberschenkelmuskel beide „zu“, kraftlos, keinen richtigen Laufschritt voreinander laufen können. Ach Du meine Güte und das ausgerechnet im Marathon, den ich von der Einteilung her ablaufen wollte, die Disziplin, in der ich wenigstens auf Erfahrung zurückgreifen konnte. Nichts ging, nichts. Also gehen, ein Gel zu mir nehmen, den Muskeln Zeit geben und dann, so der Plan, dann wird das. Km für km, ne andere Chance hab ich jetzt nicht. Bei km 2,5 steht dann Heike, mit gefühlten 4-fachen Espresso als Rettung. Das Coffein hat dann das erledigt, was es soll. Den richtigen Kick geben. Im Kopf hab ich nur noch gerechnet, was muss ich wie in jeweils 1 Stunde schaffen, damit ich diesen Tag, der so genial begonnen hatte, ins Finish bringen kann. Nein, mir ging es nicht gut, vor allem war ich stinkig über mich, ausgerechnet hier nichts mehr abrufen zu können. Soviel kamen mir vom Kanal schon entgegen, grausam. Es war mir nicht schlecht und gar nichts, einfach nur kein gescheiter Lauf kam da zustande.

 

Mit Abstand einiger Tage hatte dann auch ich später verstanden, dass ich schließlich schon 8,5 Stunden davor im Wettkampf war, aber in der Situation war es nicht schön. Mein liebes Supportteam hatte sofort begriffen, dass da etwas nicht rund läuft. Nico kam alle paar km, immer das Gel parat, das wir ausgemacht hatten, Heike mit meinem Plakat und dann auch noch Matthias und Tanja an der Strecke (verdammt, hat er doch das Handy an, muss man von dem „Drama“ auch noch n Bild machen :). Muss er, soll ja alles analysiert werden.).

 

In meinem Kopf hämmerte nur noch: Bis 21:10 Uhr musst Du an der ACUNA vorbei sein, Dich nimmt hier heute keiner mehr raus, das mein eiserner Willen. Dass ich schneller walken als Laufen kann in solch einer Situation, keine neue Erkenntnis, hat mich auch hier wieder über diverse Strecken im Gegenwind am Kanal vorwärts gebracht. Dass ich natürlich auch müde war, das hab ich wirklich nicht gemerkt, Büchenbach wurde nicht mein Lieblingsort, dass die letzten 7km mich getragen haben mit der Erkenntnis, es zu packen und vorwärts getrieben haben, auch das wohl klar. Nochmal durch Roth, alles wurscht, nur vorwärts und dann standen die Freunde am Eingang über den langen Teppich und ich bin mit Silke in dieses Stimmungsgeladene Stadion gelaufen, schon am ersten roten Tor war ich echt völlig überwältigt. An die letzten Meter habe ich kaum Erinnerung, weil ich so geflasht war, davon, dass es wirklich ins Ziel geht. Kein Finish Einlauf war je so emotional, so aufwühlend. Alle lieben Menschen vom Supportteam, den ich ansehen konnte, dass auch sie einen schweren Tag hatten. Ich war und bin überglücklich, diese erste Langdistanz so gut gestanden zu haben.

 

Tief dankbar bin ich, ich hatte großen Respekt vor dem Tag, die ganzen Monate über und auch an dem Tag. Geschafft habe ich es, weil ich sowohl vom Training her als auch mental gut von Matthias vorbereitet wurde, viele Menschen drumherum haben viel dazu beigetragen. Eine Langdistanz ist eine ganz neue Welt, man macht die nicht allein in der Vorbereitung und schon gar nicht an dem Wettkampftag. Und in der Regeneration, in der ich übrigens keinerlei Muskelkater habe, auch nicht.

Wiebke Reineke

Wiebke Reineke im Ziel des DATEV Challenge Roth

Wiebke Reineke im Ziel des DATEV Challenge Roth

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