Mathias Burgstaller qualifiziert sich bei seinem zweiten Ironman für die Ironman Weltmeisterschaft auf Hawaii.
Nur keinen Druck aufbauen dachte ich mir, nach meinem ersten Gespräch mit Mathias zu seiner Trainingsbetreuung. Nachdem er vor wenigen Jahren seine erste Langdistanz absolviert und Spaß an am Triathlon gefunden hatte, wollte er sich jetzt erstmals mit Trainer vorbereiten um die Hawaii Qualifikation zu erreichen.
Von Natur aus kein leichtes Unterfangen, stehen doch einem großen Starterfeld nur wenige Qualifikationsplätze zur Verfügung. Und bei der zweiten Langdistanz überhaupt schon ein sehr hohes Ziel, da ein erfolgreiches Abschneiden bei so langen Distanzen auch sehr viel Erfahrung benötigt.
Aber Mathias brachte sehr gute Leistungswerte mit und seine Ergebnisse auf den kürzeren Distanzen der vergangen Jahre haben auch sein hohes Ziel machbar erscheinen lassen.
Also starteten wir vor einem Jahr mit dem Projekt Qualifikation für den Ironman Hawaii und vergangenen Woche war dann neben Können auch das Glück mit uns und der Plan ging auf.
Herzlichen Glückwunsch zur Qualifikation Mathias, ich freue mich sehr für Dich!
Hier Mathias Bericht zum Ironman Frankfurt.
Auch ein paar Tage später kann ich es immer noch nicht fassen. Als früherer Bayernliga-Torwart des 1.FC Passau eher untypisch für Ausdauersportarten habe ich mich beim Ironman Triathlon in Frankfurt bei meiner erst zweiten Langdistanz sensationell für die Weltmeisterschaft im Oktober auf Hawaii qualifiziert. In einer Gesamtzeit von 9:35:15 h erreichte ich Platz 6 in der stark besetzten AK 45-49 und ergatterte damit einen der begehrten Slots, die zum Start auf Kona/Hawaii berechtigen.
Ich habe natürlich insgeheim mit einer Quali geliebäugelt. Das ist wahrscheinlich der Traum eines jeden ambitionierten Triathleten, aber bei einem derartig starken Teilnehmerfeld mit ca. 540 gemeldeten Athleten und nur 7 Slots in der AK, muss man auch irgendwo realistisch bleiben und es darf absolut nichts schiefgehen.
Die Vorbereitung auf den längsten Tag des Jahres absolvierte ich als begeisterter Skifahrer in den Wintermonaten auf Touren- und Skating Ski, sowie natürlich sportartspezifisch mit Schwimmen, Radfahren auf der Rolle und Laufen. Ende April stand dann das “Trainingslager Dahoam” in Würding auf dem Programm und im Anschluss begann auch die Wettkampfsaison mit Vorbereitungsrennen in Braunau und Linz.
So ging es also bereits am Freitag voller Vorfreude gepaart mit Anspannung zusammen mit Trainingspartner und mehrmaligen Hawaii-Teilnehmer Georg Birkeneder nach Frankfurt am Main zur Ironman European Championship. Die Wassertemperaturen im Langener Waldsee schwankten ständig um die magische 24,5 Grad-Marke, so kam tatsächlich erst am Sonntag 1 Stunde vor dem Start die erlösende Nachricht “Neopren ist für die Altersklassen-Athleten erlaubt”.
Zunächst mussten die Profi-Triathleten allerdings ohne die beliebte Auftriebshilfe die 3,8 km Schwimmstrecke absolvieren, bevor dann um 6:40 Uhr der Startschuss für uns beiden Niederbayern ertönte. Die fast 3000 Schwimmer wurden in Sekundenabständen immer zu fünft ins Wasser gelassen, so dass das Feld von Anfang an weit auseinandergezogen war. Ich fand recht schnell in meinen Rhythmus und konnte mich gut im Feld platzieren. Nach 1500 m war ein kurzer Landgang – ein sogenannter Australian Exit – bevor dann die restlichen 2300 m zu absolvieren waren. Nach 1:04:18 h war die erste Disziplin geschafft und es ging im Laufschritt durch den tiefen Sand am Seeufer hinauf zur Wechselzone. Es kam zur ersten Schrecksekunde, weil beide Beine Ansätze von Krämpfen zeigten und das schon nach dem Schwimmen. Doch nach einem schnellen Wechsel und den ersten Pedalumdrehungen auf dem Rad wurden die Beine auch wieder locker und so ging es auf die 183 km lange Radstrecke mit 1500 Höhenmetern.
Genau wie mit Trainer Matthias Fritsch ausgetüftelt, gestaltete ich den Radsplit bewusst dosiert und hatte ständig den Wattmesser im Blick, um nicht zu überziehen. Ein weiteres Hauptaugenmerk galt aufgrund der stetig steigenden Temperaturen der kontinuierlichen Verpflegung mit Wasser, Isogetränk, Kohlenhydratgels und Salztabletten. Dies sollte sich beim abschließenden Marathonlauf noch bezahlt machen. Die Radstrecke verlief vom Langener Waldsee in die Frankfurter City und dann über zwei Runden in Richtung Stammheim mit einigen kräftezehrenden Anstiegen, rasanten Abfahrten bis 75 km/h und der berüchtigten Kopfsteinpflasterpassage “The Hell”. Mit einer Radzeit von 5:04:59 h und einem Schnitt von 36 km/h war ich auch in der zweiten Disziplin voll im Soll und exakt in der gesteckten Marschroute.
Es sollte schließlich ein Marathonlauf werden und kein Wandertag. Das war uns beiden wichtig und Matthias betonte mehrmals, dass er bei uns beiden immer sehr in die Rolle des Mahners schlüpfen muss. Die Laufstrecke verlief in 4 Runden am Mainkai entlang und mittlerweile waren die Temperaturen auf 32 Grad gestiegen. Dies machte sich bei nahezu allen Athleten spätestens ab km 20 deutlich bemerkbar. Auf meiner zweiten Runde habe ich Boris Stein, der zu Beginn des Marathons sogar noch in Führung lag, auf dessen Schlussrunde überholt. Da wurde mir schlagartig klar, wenn ich jetzt noch ein schnelleres Tempo gehen kann, als dieser Profi-Athlet, dann werden die Verhältnisse hinten raus wohl extrem hart. So war auch beim Laufen das oberste Gebot, Kühlen, Verpflegen, Kühlen, Verpflegen. In der zweiten Wechselzone hatte ich versehentlich meine Salztabletten liegen lassen. Zum Glück gab es an den Verpflegungsstationen entlang der Strecke jedoch Salzbriefchen bzw. Salzwasser.
Die Verpflegungsstationen passierte ich dabei nahezu ungebremst im Laufschritt, um keine Zeit zu verlieren und nicht aus dem Rhythmus zu kommen. Auch das Kühlen mittels Schwämmen und in den Anzug gesteckten Eiswürfeln machte sich bezahlt. Den ersten Halbmarathon lief ich noch in 1:35:12 h und stemmte mich mit aller Willenskraft gegen einen stärkeren Einbruch in der zweiten Hälfte des Marathons. Ich wusste dank der Zurufe eines Freundes an der Strecke, dass ich bereits Platz um Platz gutmachte, weil die vor mir liegenden Athleten offenbar deutlich mehr an Substanz eingebüßt hatten. Nach dem Radfahren noch auf Rang 17 liegend kam 3 km vor dem Ziel die Ansage “Platz 6 und eine gute Minute Vorsprung – das ist jetzt festzementiert. Du lässt Dir das nicht mehr nehmen!” Jetzt galt es um jeden Preis die drohenden Krämpfe zu unterdrücken und das Tempo hochzuhalten. Dann endlich abbiegen auf die “Road to Kona” hinauf zum Ziel auf den berühmten Frankfurter Römerberg.
Mit 3:17:46 h gelang mir dann für die herrschenden Verhältnisse noch ein bärenstarker Marathonlauf und ich überquerte mit einem lauten Jubelschrei die Ziellinie nach insgesamt 9:35:15h. Dies bedeutete letztlich Platz 6 in seiner Altersklasse und damit den ersehnten Startplatz für die WM auf Hawaii. Dort gilt es dann am 8. Oktober fit an der Startlinie am Pier von Kailua Kona zu stehen für den zweiten längsten Tag des Jahres.
Mathias Burgstaller