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Simone Brändli – Ironman World Championship Hawaii 2014 – „Erfolg ist eine Treppe, keine Tür“

Okt
13
2014
Simone Brändli – Ironman World Championship Hawaii 2014 – „Erfolg ist eine Treppe, keine Tür“

Wer am vergangenen Wochenende die Liveübertragung der Ironman Weltmeisterschaft auf Hawaii online gesehen hat, dürfte einen Eindruck zu den wiedermals schweren Bedingungen bekommen haben. Gerade am Rad konnte man sehen, wie selbst die Topathleten der Szene mit den heftigen Winden zu kämpfen hatten. Die übliche Hitze kam da noch oben drauf.

Simone Brändli gehörte in diesem Jahr zum Topfeld der besten 37 Frauen bei der Ironman Weltmeisterschaft auf Hawaii. Frühmorgens um 6:25h knallte für sie der Startschuss, der sie und die anderen Profifrauen auf die lange Reise über 3,8km Schwimmen, 180km Radfahren und 42,2km Laufen schickte. Die Uhr blieb im Ziel für sie nach 9:32:33h stehen und das bedeutet Rang 13 und den bisher größten Erfolg ihrer Karriere.

Wir gratulieren zu diesem großen Erfolg!

Wie Simone den Tag erlebt hat, lest ihr im folgenden:

Dass  es  angesichts  des  Top-­‐Frauenfeldes  zu  keiner  einfachen  Aufgabe  werden  würde,  mein  hoch  gestecktes  Ziel  zu  erreichen,  war  mir  mehr  als  klar.  Doch  dass  die  Treppe derart steil, steinig und lang sein würde, es zur Tortur werden würde, jeder Meter eine Qual, das hatte ich nicht erwartet. Aber mal von Anfang an:

 

Die  37  besten  Frauen  der  Welt  paddelten  um  6:25  Uhr  bereit  hinter  der  Startlinie.  Spielchen, wer wo einsteht / einstehen darf, wurden gespielt, jede kritisch beäugt und analysiert.  Ich  gab  bald  auf,  die  perfekte  Position  zu  finden  und  schoss  ab  dem  Kanonenschuss wie von der Tarantel gestochen voran, die Beine in der Säure, völlig am Anschlag,  so  wie  alle  anderen  mit  mir.  Als  würden  wir  ein  800m-­‐Rennen  schwimmen  und nicht einen Ironman absolvieren. Mit der Zeit kehrte etwas Ruhe ein und ich hatte meine  Position  hinter  der  Führenden,  welche  direkt  hinter  einem  Stand-­‐Up-­‐Paddle-­‐Board schwamm, gesichert. Dafür kassierte ich auch gut 1km lang Faustschläge auf die Schulter und den Kopf; reine Absicht, das war klar. Leider. Nur war das noch nicht das Mühsamste:  Ich  sprintete  am  Schluss  an  der  Führenden  vorbei  und  stieg  vermeintlich  als Erste zum Wasser raus. Doch da kam die Ernüchterung. Offenbar hatte es noch eine Gruppe vor dem Stand-­‐Up-­‐Paddler gehabt. Das war mir nicht bewusst gewesen; hätte es angesichts des lockeren Tempos aber sein müssen. Schade!

 

In der Wechselzone versuchte ich die nassen Arme ins Trikot zu kriegen, die Helferinnen verpackten in der Zeit meinen Proviant und Kühlmanschetten, anstatt sie mir zu geben und ich düste los aufs Rad.

 

Die ersten 1,5h war ich alleine, bei guten Wattwerten unterwegs. Allerdings mussten die Beine da schon sehr viel leisten. Normalerweise geht es mit der Zeit dann besser und ich kann  die  Watt  hoch  halten.  Nicht  so  heute.  Es  war  abartig  heiss,  mein  Helm  machte  Knackgeräusche als würde er zerspringen und mit ihm gefühlt auch der Kopf. Die Beine schmerzten,  die  Füsse  angeschwollen  auch  und  ich  musste  immer  wieder  kühlen,  die  Schuhe ausziehen und mich wirklich jeden Meter voranquälen, während die Wattwerte in den Keller sanken. Zum Glück waren die Konkurrentinnen gleichermassen reduziert. Der  heftige  Gegen-­‐  und  Seitenwind  machte  die  Radstrecke  echt  zur  Tortur.  Egal  in  welche Richtung wir fuhren, wir wankten im heftigen bremsenden Wind.

 

Für  den  Run  rechnete  ich  mir  nach  der  lausigen  Radleistung  eine  tolle  Zeit  aus,  sagte  mir, dass die Beine ja nun nicht so viel hatten tun müssen. Aber weit gefehlt. Ich torkelte los  und  alles  tat  weh.  Ich  kühlte  mit  Eisspray,  trank  und  schüttete  Wasser  über  mich,  was  das  Zeug  hielt.  Nur  der  Rhythmus  kam  nie  wirklich.  Die  Füsse  klebten  am  Boden und  ich  hätte  x-­‐Mal  fast  aufgegeben.  Was  wirklich  half  (nebst  den  einstudierten  mentalen Ankern und dem Wissen, dass soooo viele zu Hause das Rennen mitverfolgen), war  der  Blick  in  die  Gesichter  der  Konkurrentinnen.  Da  sprach  Leiden  pur  heraus.  Sie  hatten noch nicht mal die Energie, es zu verstecken. Nur Natascha Badmann setzte das übliche Lächeln auf, als sie mich sah, was mich aber keineswegs beeindruckte, hatte ich sie  doch  kurz  zuvor  würgend  vornübergebeugt  am  Strassenrand  gesehen  😉  Es  ging  ihnen  also  auch  so  wie  mir und ich wusste, die wenigsten würden hier einen tollen Marathon hinlegen. Also hielt ich mein Tempo – wenn auch weit weg vom gewünschten – konstant und konnte sogar ab der Hälfte noch etwas zulegen. Es wurde bewölkt und angenehm  kühler.  Das  nass  schwere  Trikot  entsorgte  ich  und  konnte  wieder  freier  atmen. Von da an machte ich Platz um Platz gut. Es war motivierend, die grossen Namen vor  mir  hinter  mir  zu  lassen  (wie  z.B.  die  amtierende  Weltmeisterin).

 

Mit  dem  13.  Schlussrang kann ich wirklich mega happy sein. Es war alles andere als der perfekte Tag, aber ich habe Durchhaltwille bewiesen wie noch nie und es war harte Arbeit!
Die  Nr.  13  der  Welt  zu  sein,  ist  einfach  ein  unglaublich  tolles  Gefühl!  Einen  grösseren  Erfolg  habe  ich  noch  nie  feiern  dürfen.  Er  ist  der  Lohn  für  viele  Stunden  Schweiss, Verzicht, Kampf, wieder aufstehen, Treppen erklimmen und Disziplin. Es wäre nicht das Gleiche, hätte ich einfach nur eine Türe aufstossen müssen!

 

In dem Sinne: Mahalo für euren Support!! Er trug enorm viel zu diesem Erfolg bei!!!

Simone Brändli auf der Radstrecke des Ironman Hawaii 2014

Simone Brändli auf der Radstrecke des Ironman Hawaii 2014

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Simone Brändli

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